Auskunft über Neukirche
Im Mittelalter wurde die Kirche »Allerheiligenkirche" genannt- Ecclesia Omnium Sanctorum. Seit Mitte der 1500-Zahl heisst sie Neukirche. Aus diesem Namen kann vom Alter des Gebaudes nichts geschlossen werden.
Die Portaie des Friedhofs (Eingange)
Durch die drei Friedhofsportale kommt man in den Friedhofherein. Die Portaie haben schöne, alte Holzpforten bornholmischen Typs mit Plankendächer und »Hausbranden". Das östliche Portal ist von 1809. Die Pforte der Vorhalle gegemiber ist die älteste seiner Art auf Bornholm, die noch bewahrt ist. Mitten auf dem Überlieger ist folgendes eingesnitten worden: AN 1678 NO MIS. Die westliche Pforte hat die Inschrift: WLS ANNO 1776.
Vor der vorhalle
Links vor dem Eingang der Vorhalle liegt ein romanischer Grabstein von Granit, woran mitten auf der Vorderseite ein grosses Kreuz in Relief gehauen worden ist.
In der vorhalle
Links in der Vorhalle hängt eine Tafel mit Kopien zu Münzen, die wahrend der Restaurierung 1958-60 im Fussboden der Kirche gefunden wurden. Die Aufschrift geben die Art und das ungefahre Al ter der Münzen an.
Die Inschrift des Runensteins ist so gedeutet worden: »Lo .. liess diesen Stein nach seinem Sohn setzen - dem sehr wohlgeborenen Knaben ... und nach seinem Bruder. Der heilige Christ helfe der Seele der beiden Brüder.«
Nach dem Runenstein folgt ein Grabstein, der ziemlich niedergeschliessen worden ist, weil er in einer lange Reihe von Jahren im Fussboden innen in der Kirche gelegen hat. Aus einer Inschrift auf dem unteren Teil des Steins geht es hervor, er sei zum Andenken des Pfarrers Jens Nilsøn, am Marz 1648 ges torben, und seiner Hausfrau Hyldeborre Hansdaatter (~ Hanstochter), deren Sterbejahr aber nie an seinen Platz angebracht wurde. Der obere Teil des Steins ist mit einem Relief versehen, das Christi Auferstehung vorstellt. In den Ecken gibt es ovale Reliefs die vier Evangelisten vorstellend. U m die Kante des Steins ist auf Latein eine Inschrift, die in Übersetzung läutet: »Christus, unsere Hoffnung, ist auferstanden.
Vergis nicht, dass du sterben muss. Wer den Himmel begehrt muss der Welt entsagen. 1st Got für uns, wer mag wider uns sein?«
Die Pfarrertafeln
Die linke Tafel ist die ältere. Die Tafeln enthalten die Namen der Pfarrer seit der Reformation samt Dienstzeit und Sterbejahr.
Ferner enthalten die Tafeln Anmerkungen iiber die einzelnen Pfarrer.
Einige der interessantesten sind wie folgt:
Nr. 6 Jacob Peder Tresløv - war der letzte Pfarrer am Schloss Hammershus - unterstützte den Aufstand 1658 gegen die Schweden.
Nr. 8. Hans Predbjørn - starb in der Kanzel am 24. Marz 1687.
Nr. 12. Peder Trueisen Bernholdt - betete 1743 in der Kirche um eine
gerechte Obrigkeit auf Bornholm.
N r. 13. Peder Sommer - schenkte der Sch ule und den Armen reiche Mittel.
Das Kirchenschiff
Die Freskomalereien. Ein Bildfries iiber dem Pfeiler ist in 13 Felder mit Motiven von Christi Leidensgeschichte eingeteilt. Die Bilder kommen in dieser Reihenfolge, indem wir mit dem Feld der Eingangstür gegeniiber beginnen und dem Pfeiler nach rechts folgen:
1) Judas küsst Jesus.
2) Die Diener des Hohenpriesters im Gethsemane Garten.
3) Jesus wird vor Pilatus geführt.
4) Pilatus auf seinem Thron (ein kleiner Teufel flüstert ihm ins Ohr).
5) Beinahe ausgewischt, vielleicht die Dornkranung.
6) Die Geisselung.
7) Christus trägt sein Kreuz.
8) Die Kreuzigung.
9) Die Bestattung.
10) Die Auferstehung.
11) »Rühre mich nicht«.
12) Jesu Himmelfart.
13) Unsicher.
Uber dem Nordportal ist ein Medaillon: Das Gotteslamm mit Kelch und Kreuzfahne und rechts von hier in zwei Feldern: Die Verkündigung. An der Orgel ist ein Gemälde mit dem Motiv: Christus und dem zweifelnden Thomas.
Diese Gemälde sind - wie es leicht gesehen wird - in demselben Stil ausgeführt worden, namlich dem sogenannten junggotischen von den Jahren 1250 bis 1300.
Zwischen dem Nordportal und dem Chorgewölbe ist ein sogenanntes Einweihungskreuz.
Oben am Fenster zwischen dem Sudportal (dem Eingang) und der Kanzel beobachtet man ein weibliches Gesicht, an der Restaurierung 1958-60 hervorgezogen.
Uber dem Chorgewölbe gibt es eine Ornamentborte, die von einer Figur gekrönt wird, die Christus auf der beflugelten Weltkugel vorstellt. Er ist Lendentuch und Mantel angezogen und hat einen Rohrkolben in den gebundenen Händen. Uber seinem Kopf strahlt eine Glorie.
1m Chorgewölbe sieht man stilisierte Planzenwindungen mit Blattern und Blumen.
Die Kanzel
Die Kanzel stammt von der letzten Restaurierung, abgesehen von den Holzschnitzereien, die von der Werkstatt des bedeutenden flensburgischen Bildschnitzers Hinrich Ringering um 1600 ausgegangen sind. Die vier Felder stellen biblische Szenen vor, nämlich: die Verkündigung in Nazareth, die Geburt in Bethlehem, die Anbetung des Kindes von den heiligen drei Königen, die Beschneidung.
Das Stundenglas neben der Kanzel ist mit einer angemalten Inschrift versehen, die läutet: »Oh, Mensch, tue Panitenz unaufhörlich, das Glas läuft, fleissig, erinnere dich des Todes beständig, dann wanderst du vorsichtig. Dieses Glas haben Albert Hartwig und seine Ehefrau Kirstine Hans Kofoeds Tochter der Kirche zu Zierat und Ihnen zu Erinnerung Anno 1690 geschenkt.«
Das Chor
Der Taufstein ist von grauem Kalkstein, spätromanisch von Stil und aus Gotland importiert.
Der Kronleuchter ist von 1594, hat aber 1688 eine umfassende Hauptinstandsetzung durchgegangen. Obenan ist er mit einem stilisierten Doppeladler versehen, unten mit Hängekugel mit der Jahreszahl 1594 und zwei Wappenschilden, dem einem der bekannten Koefoed-Familie gehörend.
Der Altar. Die Steinplatte, die den Altartisch bildet, ist von alandischem Kalkstein.
Der siebenarmige Leuchter ist von dem Architekten Havning gezeichnet worden.
Der Glockenturm
Die Kirchenglocken. Die kleinere Glocke ist von 1639 und ursprünglich fUr die Sallerup Kirche in Schonen gegossen. Die grassere Glocke ist junger, von 1725, in Lubeck gegossen. In dem obersten Balken des Glockenstuhls, der ursprunglich für drei Glocken berechnet ist, ist die Jahreszahl 1640 eingeschnitten.
Die Baugeschichte der kirche
Das Alter der Kirche. Die Kirche ist in derselben Bauperiode gebaut worden, in welcher auch die ubrigen Mittelalterkirchen Bornholms aufgefUhrt worden sind, das heisst im zwolften Jahrhundert. 1m Vergleich mit den drei anderen Rundkirchen Bornholms wird Neukirche im Allgemeinen die jungste zu sein angesehen.
Der Tretstein am Fraueneingang. Das Gebäude ist ohne eigentlichen Sockel aufgeführt worden. Es ist bemerkenswert, dass unter dem Nordportal (Frauenportal) ein grosser, flacher Stein angebracht worden ist. Er messet ca. 2,25 Meter in der Lange, ca. 1,75 Meter in der Breite und ca. 0,60 Meter in der Tiefe. Auf der Überflache des Steins ist eine Anzahl schalengeformter Felsenzeichnungen eingehauen, von welchen zwolf verhältnismässig deutlich sind. Die Archaologen meinen, die Felsenzeichnungen dieser Art seien im V olksglauben als fördernd die Fruchtbarkeit angesehen worden.
Das Baumaterial, das für den Bau angewendet worden ist, ist hauptsächlich roher und gehauener Feldstein, abgesehen von dem Mittelpfeiler, der im Rundschiff von Silurstein ist, auf Bornholm Limensstrassenstein genannt nach der Stelle, wo er gebrochen wurde. Dieses Material ist auch für die meisten Details, zum Beispiel Türe und Fenster, angewendet.
Die Eingangsportale der Kirche. Die Vorhalle ist jünger als die Kirche selbst, aber stammt jedoch vom MittelaIter. In der V orhalle wird das Sudportal gesehen, das in seiner ursprünglichen Gestalt ziemlich gut bewahrt ist. Der halbzirkelgeformte Deckstein uber der Tür (Tympanon) ist aus einem grossen Kalksteinstuck geformt worden.
Das Nordportal ist freistehend und ist bei der Restaurierung 1958--60 zu seiner ursprunglichen Form zurückgefUhrt versucht worden.
Die Stützmauern, gegen Westen eine kleinere und gegen Nordost eine höhere, existierten jedenfalls vor 1733 und sind eine gute Stutze für die Mauer, die an einer gewissen Zeitpunkt zum Ausbrechen geneigt gewesen ist.
Das Kegeldach. Aus dem Überbau der gegenwartigen Kirche ist es schwierig eine klare Vorstellung da rum zu bekommen, in welchem Grad der Überbau ursprunglich von Verteidigungziel gepragt gewesen ist, aber das neuzeitliche kegelgeformte Dach ist jedenfalls nicht ursprunglich, sondern hat ein ganz flaches oder niedriges Plankendach ersetzt.
Das Chorgewolbe ist ursprunglich schmaler gewesen, nur 2,50 Meter breit. An jeder Seite des Gewolbes sind Reste von Seitenaltüre, die vor der Ausweitung des Gewolbes - sofern man es beurteilen kann - eine Breite von ca. 0,85 Meter gehabt haben. Auch die Fenster sind kleiner gewesen. Nach dem Aussehen der Reste der ursprünglichen Fensterrahmen, die bei der Restaurierung 1958-60 abgedeckt wurden, kann es festgestellt werden, das s sie quadratisch gewesen sind, ca. 1 Meter an jeder Seite.